Der Haarschaft | Aufbau & Funktion
Unsere Haare sind ein kleines Wunder, wenn man sich erst einmal mit ihrem Aufbau beschäftigt. Denn was wir am Ende sehen, ist lediglich der Haarschaft. Unter der Haut spielen sich verschiedene Prozesse ab. Diese wollen wir heute beleuchten und damit zu einem besseren Verständnis verhelfen, was unseren Haarschaft ausmacht. Inklusive seinem Aufbau und Funktionen.
Was bezeichnet den Haarschaft?
Kurz gesagt, ist damit der sichtbare Teil unserer Haare gemeint. Auf der Kopfhaut, der Bart im Gesicht der Männer und am Rest des Körpers. In der Wissenschaft wird auch vom Terminalhaar gesprochen. Damit ist das vollständig ausgebildete und gefärbte Haar gemeint.
Bevor dieses aus der Wurzelscheide austritt, geschieht unterhalb der Haut einiges. Beginnend mit der Haarpapille, welche das Bindeglied zwischen den Blutgefäßen und der Haarzwiebel darstellt. Über unser Blut gelangen wichtige Nährstoffe zur Haarpapille. In dieser liegt die Haarmatrix. Sie enthält den Bauplan für unsere Haare.
Auf diese Weise werden während der Wachstumsphase (Anagenphase) kontinuierlich neue Zellen (Hornzellen genannt) nachgeschoben. Sie wandern nach oben in die Haarwurzel. Fast die gesamte Struktur unterhalb der Haut ist vom Haarfollikel umgeben. Es schützt die Haare und nimmt zugleich Verbindung mit unseren Nerven auf.
Der Aufbau vom Haarschaft
Der Haarschaft ist in seiner Struktur in vier Schichten unterteilt. Nachfolgend beschreiben wir seinen Aufbau von außen nach innen.
Schuppenschicht: Was wir mit dem bloßen Auge erkennen können, ist die sogenannte Schuppenschicht unserer Haare. Als äußere Hülle konzipiert, übernimmt sie die schützende Funktion gegenüber negativen Einflüssen. Bspw. starke Sonneneinstrahlung oder chemische Substanzen. Die Gesundheit der Schuppenschicht ist daran zu erkennen, ob sich eine glatte Oberfläche ergibt.
Intrazellulärer Zement: Direkt unter der Schuppenschicht sitzt der Zement. Eine weitere Barriere, welche das Innere unserer Haare schützt. Der Zement besteht aus Ceramiden, Kohlenhydraten sowie Fettsäuren. Sie verhindern, dass das Keratin in den Zellen darunter beschädigt wird. Zudem ist der Zement in der Lage, den Haarschaft vor Feuchtigkeitsverlust zu bewahren.
Faserschicht (Cortex): Die nächste Schicht im Haarschaft des Menschen macht den Großteil seines Volumens aus. In der Faserschicht setzen sich Hunderte von Zellen (Mikrofibrille) miteinander zusammen. Sie bilden winzige Ketten und verleihen dem Haar somit seine Festigkeit. Wie bereits erwähnt, spielt Keratin dabei eine wesentliche Rolle. Es füllt die Zwischenräume der Zellen aus. In diesem Teil der Struktur kann das Keratin Wasser aufnehmen und somit dem Haar Feuchtigkeit spenden. In gesundem Zustand gewährt die Faserschicht unserer Mähne Elastizität und stärkt sie gegen Bruch.
Medulla: Jetzt sind wir im Inneren unseres Haarschafts angekommen. Das Mark unserer Haare wird Medulla genannt. Wobei nicht jedes Haar ein solches besitzt. Nur dicke Hornfäden, bspw. auf der Kopfhaut, benötigen dieses. Die Medulla ist deshalb so interessant, weil hier der Ursprung weißer und grauer Haarfarbe liegt. Lagern sich hier stetig mehr Gasblasen ein, verlieren unsere Haare allmählich ihre ursprüngliche Farbe.
Was geschieht bei Haarausfall (Alopezie)?
Unsere Haarpapille legt den Grundstein für die Wachstumsphase unserer Haare. Haarausfall stellt dabei keinen plötzlich auftretenden Prozess dar. Stattdessen erhält die Papille zunehmend weniger Nährstoffe und verlangsamt somit die Entstehung neuer Haare. Zunächst wird der Haarschaft dünner und ohne Nährstoffe kommt es bald darauf zum Haarausfall. Hierbei gilt es zwei grundlegende Ursachen zu unterscheiden:
- Unser Haarzyklus ist dreigeteilt und sieht eine Phase des Haarausfalls vor. Täglich können wir bis zu einhundert Hornfäden verlieren, ohne dass es ein Problem darstellt. Dieser natürlich bedingte Haarausfall geschieht während der Ruhephase (Telogenphase) und ist kein Grund zur Besorgnis.
- Von der Alopezie spricht die Wissenschaft dagegen, wenn eine tatsächliche Störung im Haarzyklus vorliegt. Frauen wie Männer können davon betroffen sein. Festgestellt wird die Alopezie meistens zuerst beim Kopfhaar. Hier gilt es nachzuforschen, wie es dazu kommen konnte, dass die Wachstumsphase nicht mehr einsetzt.
In beiden Fällen verkümmert die Struktur des Hornfadens vollständig. Beginnend bei der Papille, über die Haarzwiebel bis in die Haarwurzel und das sie umgebende Haarfollikel. Jedoch beendet unser Körper seine Ruhephase nach etwa drei Monaten und beginnt erneut mit der Wachstumsphase. Alopezie hingegen stoppt diesen Prozess vollständig, sodass sich ein Haar aus der Wurzelscheide löst.
Wie entsteht unsere Haarfarbe?
Melanin ist der Stoff aus dem unsere Haarfarbe gemacht ist. Es handelt sich dabei um Pigmente, deren Konzentration über die Färbung unserer Haare bestimmt. Hierbei ist zwischen dem schwarz-braunen (Eumelanin) und dem roten (Phäomelanin) zu unterscheiden. Sie kommen beide in unserem Haarschaft vor. Jedoch zu unterschiedlichen Teilen, sodass ein individuelles Mischungsverhältnis entsteht. Wer bspw. über blonde Haare verfügt, der besitzt viel Phäomelanin und wenig Eumelanin. Umgekehrt sieht es bei dunklen Haaren (Brünett, Schwarz) aus. Während rote Haarfarbe fast nur aus Phäomelanin besteht.
Während unser Haarzyklus in die Wachstumsphase eintritt, beginnt die Papille mit der Produktion neuer Zellen. Diesen werden entsprechende Pigmente mitgegeben, bevor die Haare aus der Wurzelscheide austreten.
Was versteht die Wissenschaft unter Terminalhaar?
Beim Menschen verändern sich die Haare mit der Zeit. Als Baby ist deren Struktur noch eine ganz andere. Nach wenigen Monaten beginnt der Körper das sogenannte Terminalhaar auszubilden. Es ist vollständig durchgefärbt und wesentlich robuster als seine Vorgänger. Alle paar Jahre wird das Terminalhaar abgestoßen (natürlich gewollter Haarausfall) und durch einen neuen Hornfaden ersetzt. Mehr Infos dazu gibt es im Abschnitt Haarzyklus.
Was unterscheidet unser Kopfhaar von den Haaren am Rest des Körpers?
In seiner Funktion soll uns das Kopfhaar unter anderem vor Wärmeverlust bewahren. Dafür ist es dicker und robuster ausgeprägt. Auf dem Rest unserer Hautoberfläche prägen sich die Haare weit weniger stabil aus. Mit Ausnahme vom Bart des Mannes und der Schambehaarung. Dies hat sich mit den Jahrhunderten verändert, weil wir zunehmend Kleidung trugen, welche uns schützte.
Haarwurzel & Haarzwiebel: Worin liegen die Unterschiede?
Die Haarzwiebel sitzt am tiefsten in der Haut. In ihr liegt die Haarpapille und sie ist deutlich dicker als der Rest des Haares ausgeprägt. Aus der Haarzwiebel entsteht die Haarwurzel. Sozusagen der erste Teil des Hornfadens, welche als solcher zu erkennen wäre, würde er nicht tief in der Haut verborgen sein. Die Haarwurzel transportiert die Hornzellen aus der Papille weiter nach oben. Dabei verjüngt sich das Haar immer weiter. Dieser Aufbau, dick unten und dünn oben, sorgt für zusätzlichen Halt in der Kopfhaut und anderswo am Körper.
Haarwurzel sowie Haarzwiebel werden von einer schützenden Schicht umgeben - dem Haarfollikel.