Der Aufbau des Haares » Aus was bestehen Haare?
„Das sind doch nur unsere Haare“, mögen die einen sagen. Doch wegen gutem Aussehen hat sie unser Körper nicht geschaffen. Auch ist es ihnen egal, ob wir sie mit Haarfarbe verändern. Ihr Wachstum setzt sich ungehindert fort. Doch wie steht es eigentlich um den Aufbau unserer Haare? Heute gehen wir auf die fünf Bereiche von der Haarwurzel bis zur Haarspitze ein.
Die 3 Schichten unserer Haare
Doch zunächst wollen wir uns mit dem Aufbau der Haare beschäftigen. Denn jedes davon lässt sich in drei Schichten einteilen: Medulla, Cortext und Cuticula.
Medulla: Im Inneren unserer Haarstruktur sitzt das Mark. Im Medizinischen auch als Medulla bekannt. In unseren Haaren verläuft eine Art Kanal. Unter dem Mikroskop sind teilweise Hohlräume zu erkennen, welche diese winzigen Tunnel verdeutlichen. Die Medulla wird von einer unregelmäßigen Faserschicht umgeben. Je nach Haardurchmesser, variiert die Erscheinungsform der Medulla ein wenig.
Cortex: Weiter geht es mit dem Cortex - eben jener Faserschicht, welche wir gerade nannten. Umgangssprachlich auch als „Rinde“ bezeichnet. Auf diese Faserschicht entfällt etwa 80% der gesamten Zellen in unseren Haaren. Hauptsächlich bestehen diese Bündel aus Keratin-Fasern. Diese feinen Bestandteile werden Fibrillen genannt. Dank dem sogenannten Zellmembrankomplex hält die Vielzahl von Zellen im Haar fest zusammen. Diese Substanz sorgt dafür, dass unsere Körperbehaarung elastisch und zugleich reißfest ist.
Cuticula: Medulla und Faserschicht umschließt die Schuppenschicht. Unser Haar besteht nicht aus denselben Zellen wie unsere Hautoberfläche. Stattdessen verwendet unser Körper flache, mit einander verzahnte und verhornte Zellen. Unter dem Mikroskop ist zu erkennen, dass sie gemeinsam zur Haarspitze verlaufen. Anhand der Schuppenschicht können Friseure und Mediziner Rückschlüsse zur Haar-Gesundheit ziehen. Was bspw. wichtig ist, sollte sich ein starker Haarausfall eingestellt haben.
Die 5 Sektionen unserer Haare
Abgesehen von diesem dreistufigen Aufbau, lässt sich unser Haar noch in fünf Sektionen aufteilen. Diese übernehmen verschiedene Aufgaben und sind mehr oder weniger mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Haarwurzel & Haarzwiebel
Mit Hilfe der Haarwurzel wird es möglich, dass unsere Körperbehaarung leichten Zugkräften standhält. Zur Haarwurzel gehört die sogenannte Haarzwiebel. Damit ist der verdickte, kugelförmige Teil gemeint, welcher in der Haut verankert ist.
Die Haarmatrix
Angrenzend zur Papille, finden wir also die Haarzwiebel. In ihr liegt die Haarmatrix verborgen. Hier entstehen die Zellen unserer neuen Haare. Dafür verwendet die Haarmatrix Hornzellen, welche anschließend mit Keratin eine gewisse Festigkeit erhalten.
Die Haarpapille
Von unten wächst die Haarpapille in die Haarzwiebel hinein. Bei dieser handelt es sich um die wichtige Verbindung zur Haut. Die Haarpapille sorgt dabei nicht nur für einen festen Sitz, sondern produziert, gemeinsam mit der Haarzwiebel, ständig neue Zellen nach. Welche dann nach oben geschoben werden.
Der Haarschaft
Damit ist der sichtbare Teil des Haares gemeint, welche oberhalb der Hautoberfläche steht. Hornmaterial bildet den Hauptbestandteil vom Haarschaft. Die Haarwurzel schickt dafür pigmentierte Zellen nach oben. Unsere Haarfarbe wird vorrangig durch das Pigment Melanin bestimmt.
Der Haarfollikel
Damit der Haarschaft für sich wiederum Halt findet, liegt er im Haarfollikel. Die auch als Haarbalg bekannte Schicht verbindet sich mit der Haarwurzel. Im Haarfollikel wiederum sitzt eine Talgdrüse. Während der natürlich bedingte Haarausfall einsetzt, bleibt das Haarfollikel für gewöhnlich erhalten. Lediglich bei gesundheitlichen Problemen, löst es sich mit auf.
Unser Haarwachstum & der Haarzyklus
Das Wachstum unserer Haare verläuft in drei Phasen. Dies bedeutet, dass sich unsere Körperbehaarung stetig austauscht. Allerdings so langsam, dass wir dies nur bedingt bemerken. Bspw. beim Kämmen unserer Kopfhaare am Morgen oder nach dem Waschen, wenn wir einen Blick die Badewanne werfen.
Die meiste Zeit beansprucht dabei die sogenannte Wachstumsphase (Anagenphase). Diese dauert mehrere Jahre an. Dann stellt sich die Nährstoffversorgung dieser Haare ein und anschließend kommt es zum Austausch mit jeweils einem neuen Haarfollikel. Dabei achtet unser Körper darauf, diesen Austausch zeitversetzt stattfinden zu lassen. Damit stets genug Körperbehaarung vorhanden ist.
Wer mehr dazu erfahren möchte, dem legen wir unseren Ratgeber zum Haarzyklus nahe.
Worum handelt es sich bei Terminalhaar & Vellushaar?
Beginnen wir mit dem Terminalhaar, welches als vollständig pigmentiert definiert wird. Beim Menschen nimmt das Terminalhaar in erster Linie den Kopf ein (beim Mann also auch den Bart). Die starke Pigmentierung vom Terminalhaar setzt sich auch an den Augenbrauen, der Brust sowie im Schambereich durch.
Die Unterscheidung zum Vellushaar ist nicht immer einfach. Sie können sich ineinander umwandeln und deren Zwischenstufe ist als Intermediärhaar benannt. Markant für das Vellushaar ist sein markloser Aufbau. Es wird maximal einen Zentimeter lang und tritt erstmals im Kindesalter in Erscheinung. Seine sehr schwache Pigmentierung gilt als größte Differenz zum Terminalhaar. Häufig farblos gebildet, sitzt das Vellushaar, mit wenigen Ausnahmen, auf der gesamten Hautoberfläche.
Der Aufbau unserer Haare wird durch eine dritte Sorte vervollständig, welche in der Literatur seltener ihre Erwähnung findet. Dabei handelt es sich um das Lanugohaar. Lanugo oder „Wollhaar“ ist jener Flaum, welchen wir bei Neugeborenen deutlich erkennen. Jedes Haar dieser Art erhält seine eigene Talgdrüse. Dank dem Lanugohaar bleibt die namhafte Käseschmiere ab Babykörper haften. Zum Ende der Schwangerschaft kommt es zur Abstoßung des Wollhaars. Stark behaarte Hautoberflächen sind oftmals noch nach der Geburt für kurze Zeit sichtbar. Bspw. am Schultergürtel und um das Kreuzbein herum.
Wie bestimmt sich unsere Haarfarbe?
Zum Aufbau unserer Kopfhaare gehört ihre Färbung dazu. Während Keratin für die Festigkeit der Haare sorgt, ist Melanin für die Haarfarbe verantwortlich. Dieses bildet sich in unseren Haarfollikeln. Für die Haarfarbe ist entscheidend, welche Art von Melanin dominiert.
Das Phäomelanin versorgt unsere Haare mit roten Pigmenten. Während Eumelanin vom Auge als schwarz-braun wahrgenommen wird. Mit der Geburt wird einem jeden Menschen in die Wiege gelegt, welches Mischungsverhältnis besteht. Dementsprechend kann die Haarfarbe dunkel, blond oder rot ausfallen.
Die umgangssprachlich „grauen Haare“ entstehen durch einen hohen Anteil pigmentloser Haare. Dadurch wirken sie weiß bzw. farblos. Mit zunehmendem Alter verringert unser Körper die Bildung von Melanin. Zunächst ergrauen meistens die Haare an den Schläfen und Bart. Später dann auch am Hinterkopf.
Wohingegen vom Haarausfall junge wie alte Menschen, Männer wie Frauen, betroffen sein können. Dann bleibt zwar die Farbe der Haare erhalten, aber es bilden sich weniger nach als zuvor. In diesem Fall scheint das Haarwachstum bzw. der Haarzyklus gestört.
Welche Funktionen übernehmen unsere Haare?
Haare schützen in ihrer Funktion unsere Haut vor Kälte. Insbesondere die Kopfhaare, denn am Rest des Körpers sind wir es gewohnt, Kleidung zu tragen. Eine weitere Funktion besteht darin, die Haut vor zu starker Sonneneinstrahlung zu bewahren. Wohingegen die Haare in Nase und Gehörgang die erste Abwehr gegenüber Fremdkörpern (Staub, Viren, Bakterien) darstellen.
Möchte uns jemand berühren, nehmen wir dies nicht zuerst über die Haut, sondern unsere Haare wahr. Diese Funktion wird als Druck- und Tastreize definiert. Möglich machen dies unsere Haarwurzeln mit ihren vielen Nervenendungen.
Warum glänzen die Haare mancher Menschen von Natur aus?
Weder das Melanin, noch die Wachstumsphase des Menschen nimmt Einfluss darauf, ob Haare glänzen oder nicht. Es kommt vielmehr auf die Struktur der Schuppenschicht (Cuticula) an. Glatt anliegende Zellen erzeugen stärkere Reflektionen. Wir nehmen dies mit mehr Glanz in den Haaren wahr. Wohingegen abstehende Schuppen die Haare matt wirken lassen. Auf eben diese Struktur lässt sich mit Hilfe von Shampoos und Glätteisen Einfluss nehmen. Wenngleich sich kein realer Bezug herstellen lässt, verbinden Menschen glänzende Haare mit einem gesunden Körper.
Welche Gründe für Haarausfall sind bei Männern & Frauen bekannt?
Pro Tag verlieren wir bis zu 100 Haare und das ist völlig normal. Dies ist unserem natürlichen Haarwachstum geschuldet. Sollten aber über mehrere Tage deutlich mehr Haare verloren gehen, stimmt womöglich etwas nicht. Einige gut bekannte Ursachen dafür sind:
- Eine schlechte Durchblutung der Haut, woraufhin die Nährstoffversorgung nicht ausreichend gewährleistet wird.
- Übermäßiger Stress (mentaler oder physischer Natur).
- Eine mangelhafte Ernährung.
- Genetisch bedingter Haarausfall (Alopezie).
- Bei hormonellen Umstellungen, gerade bei Frauen, kann es ebenso zum Haarausfall kommen.
- Womöglich eine Nebenwirkung eingenommener Medikamente
- u.v.m.
Was geschieht während der Anagenphase?
Der Großteil unserer Haare ist durchgehend am Wachsen. Hierbei spricht die Wissenschaft von der Anagenphase. Das Wachstum der Haare vollzieht sich über einige Jahre hinweg. Nicht nur auf dem Kopf, sondern am gesamten Körper des Menschen.