Das Vellushaar

Unsere Körperbehaarung verändert sich mit den Jahren. Die Evolution hat es eingerichtet, dass wir mit unterschiedlichen Haartypen ausgestattet sind. Mitten in unserer Entwicklung setzt unser Körper dabei auf das Vellushaar (Flaumhaar). Welche Aufgaben und Funktionen es übernimmt, klären wir jetzt.

Die Vellushaare

Die Haartypen: Terminalhaar, Vellushaar & Lanugohaar

Zum besseren Verständnis beginnen wir mit den drei grundlegenden Haartypen. Daran lassen sich die Veränderungen besser nachvollziehen. Unsere Haarfollikel greifen auf diese nach und nach zu. Daher beginnen wir mit dem Zeitpunkt der Geburt und bewegen uns weiter in Richtung Pubertät.

Lanugohaar: Während der Schwangerschaft erhält der Fötus seine ersten Haare. Mit reichlich Käseschmiere ausgestattet, bieten sie Schutz gegenüber dem Fruchtwasser. Hier ist bereits die Talgdrüse aktiv, um den notwendigen Fettfilm zu produzieren. Außerdem bewahren uns die Lanugohaare im Mutterleib vor zu starkem Schall und Druck.

Vellushaar: Ab dem 6. Lebensmonat kommt es im Haarfollikel zu Veränderungen. Das Lanugohaar wird nicht mehr benötigt. An seine Stelle tritt das Vellushaar, welches uns bis zur Pubertät begleitet. Bei Kindern fällt auf, dass deren Körperbehaarung noch sehr fein wirkt. Das Vellushaar mag zwar schon etwas dicker und länger sein, aber ist nichts im Vergleich zum nächsten Haartyp.

Terminalhaar: Am Ende geht ein Großteil der Vellushaare in Terminalhaare über. Bei Männern machen sie fast die gesamte Körperbehaarung aus. Zudem entwickeln Menschen männlichen Geschlechts ihren Bart während der Pubertät. Bei Frauen bleibt etwas mehr als die Hälfte der Vellus-Haare erhalten.

Das Flaumhaar und die Wachstumsphase

Abgesehen von den drei Haartypen, läuft in unserem Körper bzw. der Haut ein steter Haarzyklus ab. Dieser unterteilt sich in drei Phasen. Ziel ist es, ältere Haare gegen neue Hornfäden auszutauschen. Jedoch geschieht dies so geschickt, dass wir vom natürlich gewollten Haarausfall nur wenig bemerken.

Beginnend mit der Wachstumsphase (Anagenphase), welche mehrere Jahre andauert. Im Follikel erhält die Papille über Blutgefäße Nährstoffe und bildet damit Horn aus. Diese Zellen werden mit Keratin kombiniert, um so einen stabilen sowie flexiblen Haarschaft zu bilden. Das Wachstum unserer Haare setzt sich fort, bis die Übergangsphase (Katagenphase) ansteht. Hier setzt die Versorgung mit Nährstoffen binnen zwei Wochen aus. Hier bereitet sich das Follikel auf den Haarausfall vor.

Anschließend beginnt die Ruhephase (Telogenphase) von ca. drei Monaten. Nach und nach fallen die Haare aus. Davon ist zur selben Zeit stets nur eine kleine Anzahl von Haaren (sog. Telogenhaare) betroffen. Dieser Haarzyklus geschieht am ganzen Körper. Sei es beim Kopfhaar, im Gesicht (hier speziell der Bart der Männer) und auf der restlichen Hautoberfläche.

Welchen Einfluss nimmt die Pubertät auf unser Vellushaar?

Bis unser Körper vollständig erwachsen ist, durchlebt er zahlreiche Veränderungen. Wie bereits erwähnt, stellt das Vellushaar nur eine begrenzte Phase dar. Vom ersten halben Jahr welches wir leben, bis etwa zur Pubertät, sind wir ausschließlich mit Vellus-Haaren versehen.

Diese sind jedoch, bis Ausnahme vom Kopfhaar, nicht sonderlich stark pigmentiert. Was sich während der Pubertät ändern kann. Bei manchen Kindern ist dies daran zu beobachten, dass ihre Haare plötzlich dunkler werden. Doch die Pubertät läutet in erster Linie den Wechsel vom Vellushaar zum Terminalhaar ein. Die Haare werden kräftiger pigmentiert und nehmen in ihrer Stärke zu.

Bei Männern setzt das Wachstum vom Bart ein. Viele Frauen bemerken in dieser Zeit eher das Zunehmen ihrer Scham- und Körperbehaarung (Beine, Achseln etc.).

Wie kommt es zum Haarausfall?

Beim Flaumhaar spielt dessen Ausfall noch keine Rolle. Das ist so vom Körper gewollt, zumindest abseits der Kopfhaut. Wiederum ist darauf zu achten, dass vom Terminalhaar nicht zu viel auf einmal ausfällt. Wir erkennen dies vorrangig an unserem Kopfhaar. Für den Verlust der Zellen gibt es zwei Gründe:

  • Den Haarzyklus mit seinen verschiedenen Phasen erwähnten wir bereits. Pro Tag verlieren wir bis zu einhundert Haare auf dem Kopf. Unabhängig davon wie viel wir sie kämmen und bürsten (sofern alles in Ordnung ist).
  • Von einem medizinisch relevanten Haarausfall (Alopezie) wird erst gesprochen, wenn mehr als die einhundert Haare am Tag verloren gehen. Dann ist eine genauere Untersuchung mit anschließender Behandlung ratsam.

Was sind die Ursachen für Alopezie?

Bei Frauen mischen sich Vellushaar und Terminalhaar mehr als bei Männern. Das Kopfhaar jedoch besteht stets aus Letzterem. Für die meisten Patienten spielt der Haarverlust auch nur hier eine Rolle. Die Diagnose Alopezie kann diverse Ursachen haben. Weshalb ein Hautarzt für Untersuchungen hinzu gezogen werden sollte, um dies abzuklären. Denkbar sind dabei folgende Probleme:

  • Haarausfall kann die Folge einer Medikamenten-Unverträglichkeit sein. Jeder Mensch reagiert anders auf diverse Präparate. Tritt der Haarausfall häufiger auf, sollte dies in den Nebenwirkungen vom Beipackzettel aufgenommen bzw. erwähnt werden.
  • Eine Alopezie kann erblich bedingt sein. Der Haarausfall ab einem gewissen Alter ist dann vorprogrammiert. Bei Männern sind es bspw. die berühmten Geheimratsecken.
  • Haare können ihren Halt im Follikel ebenso durch eine stark mangelhafte Ernährung verlieren.
  • Falls dies alles nicht zutrifft, gilt es beim Haarausfall übermäßigen Stress und andere Faktoren abzuklären. Der behandelnde Hautarzt sollte wissen, wonach er suchen muss.

Welche Therapien helfen bei Haarausfall?

Nur zu gern würden wir die eine, geniale Therapie empfehlen können. Die Wahrheit ist jedoch, dass sich Haarausfall nicht einfach mal so rückgängig machen lässt. In Abhängigkeit von der Ursache, ist die Behandlung entsprechend abzuwägen. Leider sind heutige Therapien meistens nur effektiv so lange sie angewendet werden. Haartransplantationen wären noch eine Option für Männer wie Frauen. Doch dies alles ist sehr individuell und deshalb ein Fall für den Facharzt.

Was bezeichnet den androgenetischen Haarausfall?

Androgene verstehen sich als männliche Hormone, welche im Körper produziert werden. Manche Menschen reagieren auf diese sehr empfindlich. Androgenetischer Haarausfall bedeutet demnach, dass eine Überempfindlichkeit gegenüber diesem Hormon besteht. Was eine Alopezie zur Folge hat.

 

Fazit zum Vellus-Haar

In der Anagenphase kommt es zum Wachstum unserer Haare durch die Bildung von Horn-Zellen. Aus unserer Haut wachsen dabei vorrangig Terminalhaare, nachdem wir die Pubertät hinter uns gelassen haben. Bei Frauen bleibt noch knapp die Hälfte der Körperbehaarung als Vellus-Haar bestehen. Diese feineren und weichen Haare unterstreichen den weiblichen Charakter. Währenddessen besteht unser Kopfhaar nur aus Terminalhaar. Männer bilden zudem ab der Pubertät ihr Barthaar im Gesicht aus.

Sollten sich mehr als einhundert Haare pro Tag aus der Haut lösen, liegt womöglich eine Störung in der Wachstumsphase bzw. dem Haarzyklus vor. Dies gilt es von einem Facharzt abklären zu lassen. Stellt er eine Alopezie fest, ist deren Ursache zu finden. Sie kann durch Hormone (bspw. Androgene), eine mangelhafte Ernährung, Krankheiten, Medikamente etc. begünstigt werden.

Bei den Untersuchungen wird geschaut, warum sich das Haar vom Follikel trennt. Ob bspw. eine Störung der Talgdrüse oder der Papille vorliegt. Anschließend werden mögliche Therapien besprochen. Ggf. kommt sogar eine Haartransplantation in Frage. Therapien dauern einige Monate bis Jahre an und versprechen unterschiedlichen Erfolg.