Das Telogenhaar
Unsere Haare durchlaufen einen dreistufigen Haarzyklus. Sie beginnen mit der Wachstumsphase (Anagenphase). Hierbei bilden sich in der Haarzwiebel stets neue Zellen, sodass sich der Haarschaft zunehmend verlängert. Danach treten unsere Haare in die Übergangsphase (Katagenphase) ein. Hier stoppt die Versorgung der Papille mit wichtigen Nährstoffen. Kurz darauf setzt die Ruhephase (Telogenphase) ein. Die darin befindlichen Hornfäden werden als Telogenhaare bezeichnet. Was es damit auf sich hat und welche Arten des Haarausfalls existieren, klären wir jetzt.
Was versteht die Medizin unter dem Telogenhaar?
Unser Körper ist darauf ausgelegt, alle seine Zellen in gewissen Zeitspannen zu erneuern. Bei manchen geschieht dies täglich, andere sind erst nach Jahren an der Reihe. Das Telogenhaar verweilt in seiner Wurzelscheide bzw. dem Follikel für noch etwa drei Monate. Zuvor wurde die Nährstoffversorgung eingestellt und nun, in der Ruhephase, bereitet sich das telogene Haar auf seinen Ausfall vor. Nur ein Bruchteil unserer Haare befindet sich stets zur gleichen Zeit in der Telogenphase. Die Anagenphase dominiert, damit unsere Kopfhaare ausreichend Schutz gewähren. Dies gilt für Frauen wie Männer gleichermaßen.
Worin unterscheiden sich Haarausfall & Alopezie?
Hierbei kommt es durch Laien oftmals zur Verwechslung. Die Ursache für den Ausfall der Haare liegt in unserem Haarzyklus begründet. Unser Körper plant den Haarverlust bewusst ein und nach den drei Monaten beginnt erneut die Wachstumsphase. Es ist daher völlig normal, dass wir am Tag bis zu 100 Haare an der Wurzelscheide verlieren. Deshalb liegt noch keine Erkrankung am Haarfollikel vor. Denn gleich danach setzt wieder das Wachstum der Anagenhaare ein.
Von einer Alopezie (auch Effluvium) spricht die Medizin dagegen, wenn der Haarverlust andere Ursachen hat. Dann liegt eine Störung in den Anagenhaaren vor, sodass das Follikel diese nicht mehr planmäßig festhält. Eine Alopezie macht sich vorrangig auf der Kopfhaut bemerkbar. Mögliche Behandlungen und Therapien sind mit Hilfe eines Facharztes abzustimmen.
Welche Ursachen sind beim Ausfall der Haare (Effluvium) bekannt?
Ein starker Verlust der Haare lässt sich immer auf mindestens eine Ursache zurückführen. Denn anagenes Haar fällt nicht ohne Grund vorzeitig aus. Möglich sind dabei:
- Die Einnahme von Medikamenten führt als Nebenwirkung zum Haarausfall. Bspw. zu einer Schwächung der Wurzelscheide, sodass der Haarschaft vorzeitig abgeht.
- Es liegt eine Erkrankung vor, welche den Haarzyklus negativ beeinflusst.
- Die Kopfhaut wird nicht mehr mit den notwendigen Nährstoffen versorgt. Folglich verliert das Haarfollikel seine Kraft und die Papille stellt die Produktion neuer Hornzellen ein. Dieses Problem ist hauptsächlich ernährungsbedingt.
- Das Haarwachstum wird durch äußere Einflüsse, bspw. Chemikalien, verlangsamt und schlussendlich eingestellt.
- Der Körper steht dauerhaft unter zu hohem Stress. Unsere Hormone spielen also auch eine Rolle.
- Es handelt sich um einen erblich bedingten Haarausfall.
- u.v.m.
Wie funktioniert ein Trichogramm bei Haarausfall?
Zunächst einmal wird der Arzt Untersuchungen anstellen, um das Haarwachstum und dessen Bestandteile zu analysieren. Bei einer Alopezie (Effluvium) führt der Arzt meistens ein sogenanntes Trichogramm durch. Dabei wird die Gesundheit der Haarwurzel überprüft. Womit sich der Haarausfall meistens eindeutig abklären lässt.
Für das Trichogramm ist es notwendig, die Haare zuletzt vor fünf Tagen oder länger nicht gewaschen zu haben. Eine Färbung sollte mindestens zwei Wochen zurückliegen. Der Arzt epiliert dann wenige Dutzend Haare von der Kopfhaut. Es handelt sich dabei um eine verhältnismäßig kleine Untersuchung, welche die schmerzhaftere Probebiopsie häufig überflüssig macht.
Das Ergebnis vom Trichogramm entscheidet. Denn mit der Analyse wird festgestellt, wie viele Haare sich in der Anagenphase, Katagenphase und Telogenphase befinden. Bspw. ist eine Spanne von 15-20% an Telogenhaaren üblich, während die Anagenhaare mit etwa 80% den Löwenanteil ausmachen.
Wichtiger Hinweis: Leider werden die Kosten für ein Trichogramm meistens nicht von der Krankenkasse übernommen. Hier ist mit um die 80 Euro zu rechnen.
Welche Formen der Alopezie gibt es?
Wenn also die Ruhephase nicht allein für den Haarausfall verantwortlich ist, liegt eine Alopezie bzw. Effluvium vor. Der Arzt stellt dabei fest, welche Form aufgetreten ist. Dabei sind folgende Diagnosen bekannt:
- Kreisrunder Haarausfall (Alopecia Areata)
- Haarausfall des Bartes (Alopecia Barbae)
- Telogenes Effluvium (frühzeitiges Eintreten in die telogene Phase)
- Hormonbedingter Haarausfall (bspw. androgenetische Alopezie)
- Entzündete Haarfollikel führen zum Verlust der Haare am gesamten Körper (Alopecia Universalis)
- Alopecia Totalis (eine Form der Alopecia Areata, welche die Kopfhaut betrifft)
- und einige mehr.
Welche Behandlungen bzw. Therapien werden bei Alopezie angewandt?
Haarausfall gilt als schwer zu lösen und die Therapien sind abhängig von der Alopezie-Form. Daher gibt es nicht die eine Behandlung, sondern ganz verschiedene Ansätze. Von diversen Medikamenten bis hin zur Haartransplantation ist abzuwägen, welche Lösung am meisten Erfolg verspricht.
Bei den meisten Therapien bleibt das Haarwachstum der anagenen Haare nur so lange bestehen, bis die Anwendung aufhört. Ob die Therapie über Jahre hinweg genutzt werden kann, lässt sich pauschal nicht beantworten. Da aber relativ viele Männer und Frauen vom Haarausfall betroffen sind, wird stets an neuen Methoden geforscht. Daher ist es wichtig, einen kompetenten Facharzt aufzusuchen. Mit einer Alopezie geht man am besten zu einem Hautarzt. Er kann am besten telogenes Haar von einem entzündeten Haarfollikel unterscheiden.
Wichtig: Bei der Wahl einer geeigneten Therapie sollten auch die potentiellen Nebenwirkungen besprochen werden!
Was bezeichnet ein androgenetischer Haarausfall?
Wenn das Wachstum neuer Haare aussetzt, kann dies viele Ursachen haben. Ein androgenetischer Haarausfall bedeutet, dass der Körper auf das männliche Hormon (Androgen) überempfindlich reagiert. Das Haarwachstum fährt ggf. fort, doch neu gebildete Anagenhaare fallen schneller aus als üblich. Von einer androgenetischen Alopezie können nicht nur Männer, sondern auch Frauen betroffen sein.
Was steckt hinter einer Alopecia Areata?
Der umgangssprachliche „kreisrunde Haarausfall“ entsteht auf der Kopfhaut. Er beginnt meistens am Haaransatz und breitet seinen Radius zunehmend aus. Die berühmt-berüchtigte „Glatze“ bildet sich schrittweise aus. Für die Behandlung einer Alopecia Areata gibt es Medikamente und Salben. Manche Männer entscheiden sich für eine Haartransplantation. Denn es ist oftmals abzusehen, dass im Follikel kein anagenes Haar mehr entstehen wird.
Wie viele Männer & Frauen sind vom Haarausfall (Effluvium) betroffen?
Die Statistiken hierzu variieren. Es kommt darauf an, ob alle Formen (Areata, Totalis, Barbae etc.) zusammen erfasst werden oder nicht. Ganz offizielle Statistiken fanden wir nicht. Vermutlich auch deshalb, weil sich der Ausfall von Haaren unterschiedlich stark zeigt. Eine vermutlich realistische Schätzung besagt, dass 40% der Männer und 20% der Frauen davon betroffen sind.
Fazit zum Telogenhaar: Sie alle müssen einmal gehen
Wie schön wäre es, wenn unsere Kopfhaare dauerhaft in der anagenen Phase verweilen würden. Dann käme es nämlich nie zum Stillstand beim Haarwachstum. Doch unser Körper benötigt diesen Austausch aller paar Jahre. Weshalb er den Haarzyklus mit der abschließenden Ruhephase geschaffen hat. Darin befindliche Hornfäden werden als telogene Haare bezeichnet. Sie erhalten keine Nährstoffe mehr und werden ca. binnen drei Monaten ausfallen.
Davon abzugrenzen ist der Haarausfall (Effluvium) mit anderen Ursachen. Die Einnahme von Medikamenten, eine Erkrankung, mangelhafte Ernährung und/oder zu viel Stress können Gründe dafür sein. Von den Geheimratsecken bis hin zur Alopecia Areata, kann sich der Verlust unserer Haare unterschiedlich ausdrücken. Manche Probleme sind nur temporärer Natur und lösen sich bei entsprechender Behandlung nach einigen Monaten auf.
Doch leider sind nicht wenige Frauen und Männer von einem dauerhaften Verlust der Haare betroffen. Ihnen helfen die Therapien nur bedingt, denn bis heute ist keine dauerhafte Lösung gefunden worden. Sie kämpfen buchstäblich um jedes Kopfhaar.